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Donnerstag


"Es ist  ein sonniger Freitag, doch in meinem Herzen fühlt es sich seit zwei Tagen an wie 3 Wochen Regen und Gewitter.
Du kamst mit den anderen vorbei, als ich bei einer Freundin war. Ich wartete 2 Stunden auf euch. Ihr ward im Feld und hattet irgendwo Spaß ohne mich. Natürlich saß ich nicht zwei Stunden an der Straße und hab gewartet bis ihr endlich kommt, aber ich konnte mich nur schwer auf etwas anderes konzentrieren. Mir war klar, dass wir seit Längerem ein Gespräch, dessen Ausmaß ich unterschätzte, führen mussten und das machte mich nervös und ängstlich zugleich. Ich begrüßte euch dennoch mit einem Lächeln. Zeig bloß keine Schwäche. Ihr warft mir nur kurze Blicke zu. Nicht mal ein Hallo bekam ich. Ihr ward angetrunken, das habe ich gemerkt. Alle waren es, bis auf ich, obwohl ich es so gern gewesen wäre. Für ein paar Minuten saßen wir da. Ich versuchte nach einander mit jedem Blickkontakt herzustellen, doch eure Blicke waren alle starr auf den Boden gerichtet. Du sahst mich für ein paar Sekunden an und auf einmal vervielfachte sich diese schreckliche Nervosität. Ich zündete mir schnell eine Zigarette an, schloss die Augen und dachte an das, an was ich immer denke, wenn ich Angst habe. Die anderen Mädchen kamen raus, verschwanden so schnell wie sie gekommen waren aber auch wieder. Du gabst einen fiesen Kommentar von dir. Ich schwieg. Normalerweise hätte ich etwas dazu gesagt, aber ich verkniff es mir, was mir wirklich schwer fiel. N forderte die anderen auf zu gehen, damit wir ungestört reden konnten. Bist du wahnsinnig? Ich schaffe das nicht alleine. Ich liebe die Nacht. Doch diese Nacht war anders. Alles war schlagartig anders. Dieser eine besondere Blick, den du mir immer mit deinen schönen grünen Augen zuwarfst, war so gut wie erloschen. Das lodernde Feuer, das alles so aufregend machte, erlischt. Es war mehr als ein Blick, es war mein eigener kleiner Herzschrittmacher; das, wofür ich kämpfte. Der Grund, weshalb ich all den Schmerz auf mich nahm - weg. Von jetzt auf gleich. Einen Tag zuvor hatte ich dich noch in der Schule gesehen, da war es noch da. Oder bildete ich mir das aus Verzweiflung ein? Selbst wenn das Feuer bereits erloschen wäre, der Rauch verschwindet nicht von jetzt auf gleich. Ich saß auf Ns Auto, du standest ein paar Meter entfernt und ich schwöre bei Gott in dem Moment als unsere Blicke sich trafen, war es mir klar. Ich wusste Bescheid, was mich erwartete. Ich wusste, dass meine Schachtel Zigaretten heute noch leer werden würde und ich wusste, dass ich diese Nacht nicht in guter Erinnerung behalten werden würde. Du stammeltest vor dich hin. 'Ich würde selbst wissen, dass wir keine Zukunft hätten' Du sagtest, was du zu sagen hattest und ich versuchte mich für eine passende Reaktion auf deine Worte zu entscheiden. Sollte ich es wagen und kämpfen? Selbst wenn mich das womöglich zur Lachnummer degradieren würde? Ich hatte schon oft um dich gekämpft, ein weiteres Mal würde es nicht unbedingt lachhafter machen. Wieso rede ich mir überhaupt ein es wäre lachhaft um einen Menschen zu kämpfen, den man gerne hat? In was für einer kranken Gesellschaft lebe ich, dass ich das für lachhaft halte? Ich hätte es einfach kommentarlos hinnehmen können, aber dann hätte ich nie erfahren, ob er nicht doch noch ein Fünkchen Hoffnung für uns beide besaß. Ich konnte und wollte das auch gar nicht hinnehmen. Ich repariere doch nicht etliche Male das Kaputte, um am Ende mit Scherben beworfen zu werden. Auch ich habe Stolz, welchen ich in dem Moment allerdings nicht zeigte. Nein. Ich wollte gehen. Ich wollte rennen. Weit weg. Irgendwo ins Feld. Mir eine Zigarette anzünden. Doch mir fielen wieder all die Dinge ein, die den Schmerz erträglich gemacht hatten. Deine guten Momente. Deine Umarmungen. Die Nächte, die wir zusammen verbracht haben. Die Gespräche. All die Filme, die wir geguckt haben. Die Erinnerungen, die uns verbinden. Die Küsse. Ich schätze eine meiner größten Schwächen, ist zugleich meine größte Stärke. Ich glaube auch nachdem mir jemand hunderte Male das Herz brach stets an das Gute im Menschen. Ich flehte dich um eine zweite Chance an bevor ich richtig darüber nachdenken konnte, bevor mir klarwerden konnte, dass du derjenige hättest sein müssen, der mich um eine zweite Chance bittet."


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